mutt und horde/turba

Mein Lieblings-Mailclient ist ja immer noch mutt. An viele GUI-Programme habe ich mich mittlerweile gewöhnt1, aber mutt bin ich treu geblieben. Unterwegs ist das immer so eine Sache, weil man nicht überall einen ssh-Client findet, deswegen nutze ich auch noch Horde. Der andere große Vorteil von Horde ist, dass es für mich die einzige wirklich funktionierende Lösung darstellt, Kalender und Adressbuch mit meinem Telefon zu synchronisieren.

Aber wie komme ich jetzt von mutt aus an die eMail-Adressen, die bei horde/turba in der Datenbank stehen? Ein bisschen scrooglen hilft: es gibt etliche Anleitungen, wie man Turba dazu bringt, die Adressen auf einem LDAP-Server zu speichern. Von da aus kann man sie dann wunderbar (dafür gibt es jede Menge fertiger Scripte) mutt zur Verfügung stellen. Ich war schon drauf und dran, LDAP zu installieren, obwohl mir klar war, dass Aufwand und Nutzen in keinem günstigen Verhältnis stehen.

Es geht natürlich auch viel einfacher: Horde speichert doch sowieso alles in einer Datenbank (bei mir z.B. MySQL), warum dann den Umweg über einen solchen Klotz am Bein? Also habe ich ein kleines Perl-Script gehackt, was einfach die Daten aus MySQL extrahiert und mutt im gewünschten Format liefert. Natürlich möchte ich euch den Code nicht vorenthalten.

#!/usr/bin/perl

# query_turba.pl, last edited: 5.1.2012
#
# This is a quick'n'dirty query script for mutt. It queries a mysql database
# working as a backend for Turba/Horde. It should at least work with Turba2.
# Currently, it does not honor the owner of the addresses stored in the db.
#
# put this into ~/.muttrc:
#      set query_command = "~/bin/query-turba.pl '%s'"
# choose a mysql user and password and at least, via 'mysql':
#      GRANT SELECT ON horde.turba_objects TO <user> IDENTIFIED by <passwd>
# and change the config below as desired.
#
# for mor information, see:
#      <http://www.mutt.org/>
#      <http://www.horde.org/apps/turba>
#
#
#
# Copyright 2012 by Knut Esztermann <knut@esztermann.de>
#
# This program is free software: you can redistribute it and/or modify
# it under the terms of the GNU General Public License as published by
# the Free Software Foundation, either version 3 of the License, or
# (at your option) any later version.
#
# This program is distributed in the hope that it will be useful,
# but WITHOUT ANY WARRANTY; without even the implied warranty of
# MERCHANTABILITY or FITNESS FOR A PARTICULAR PURPOSE.  See the
# GNU General Public License for more details.
#
# You should have received a copy of the GNU General Public License
# along with this program.  If not, see <http://www.gnu.org/licenses/>.


use strict;
use warnings;
use DBI;

# ---------- config options ----------
# Database connection data - change as needed
my $host = "localhost";             # on which machine does the horde db live?
my $database = "horde";             # this is the default db name
my $user = "user";                  # mysql <user> as chosen by you
my $password = "passwd";            # mysql <passwd>
my $extrainfo = "object_alias";     # what information to put in the 3rd column
# ---------- config ends ----------

# set search word from command line
my $search = join(" ", @ARGV)."%";

eval {

# open db
my $dsn = "DBI:mysql:database=$database;host=$host";
my $dbh = DBI->connect($dsn, $user, $password, {PrintError => 0, RaiseError => 0})
        or die "Could not connect to database $database\@$host: $DBI::errstr\n";

$search = $dbh->quote($search);

# This default query looks for the search word in firstname and lastname
# but returns only records containing an email address.
#
# If you would like to change the query please note that the query
# should return, in this order: email, complete name, extra information.
my $query = sprintf("SELECT object_email, CONCAT_WS(\" \", object_nameprefix, object_firstname, object_middlenames, object_lastname, object_namesuffix), %s FROM turba_objects WHERE (object_firstname LIKE %s OR object_lastname LIKE %s) AND LENGTH(object_email)", $extrainfo, $search, $search);

my $sth = $dbh->prepare($query)
        or die "Could not prepare query: $DBI::errstr\n";

$sth->execute
        or die "Could not query database $database\@$host: $DBI::errstr\n";

my $rows = $sth->rows;
print "Found $rows results matching $search\n";

while (my $ref = $sth->fetchrow_arrayref) {
        my $email = $$ref[0];
        $email = "" if !$email;

        my $name = $$ref[1];
        $name = "" if !$name;
        $name =~ s/^ +//;       # trim left
        $name =~ s/ +$//;       # trim right
        $name =~ s/  +/ /;      # eliminate double spaces resulting from
                                #  non-null empty fields
        my $alias = $$ref[2];
        $alias = "" if !$alias;

        print $email."\t".$name."\t".$alias."\n";
}

$sth->finish;
$dbh->disconnect;

exit 1 if !$rows;           # non-zero result code if no entries were found

};                          # error handling
print $@;
exit -1;

 

  1. Es gibt natürlich auch schöne Kombinationen mit der Mächtigkeit und Eleganz der Kommandozeile und der Optik einer GUI, siehe z.B. vimperator
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SPON findet Spionage toll

Wirklich neu ist die Erkenntnis ja nicht: Forscher können mittels Mobiltelefondaten vorhersagen, wo jemand sich zu einer bestimmten Zeit aufhalten wird. Und sie können anhand von Kommunikationsmustern außergewöhnliche Ereignisse erkennen.

Eigentlich kann man daraus nur eines folgern: Vorratsdatenspeicherung aka Mindestspeicherfrist ist böse. Ganz, ganz böse. Die Behauptungen der Befürworter, das sei ja alles total harmlos, es würden ja nur Metadaten gespeichert, löst sich dadurch in Rauch auf: Diese Metadaten sind um ein vielfaches wertvoller als Gesprächsdaten.

Klar, auch Spracherkennung wird immer besser, trotzdem ist es nicht ganz trivial, die Bedeutung menschlicher Sprache zu entschlüsseln. Es wird zumindest in absehbarer Zeit sehr rechenintensiv bleiben.

Metadaten lassen sich dagegen sehr viel leichter auswerten. Die Palette an Möglichkeiten ist dabei sehr breit: Man könnte sicherlich auch Konkretisierungen von Anschlagsplänen erkennen. Ebenso könnte man sicher auch sehr gut den nächsten Volksaufstand frühzeitig erkennen.

Wenn ich über solche Möglichkeiten nachdenke, kriege ich Angst. Eine ganz konkrete Angst vor einem Überwachungsstaat. Nicht so übrigens Spiegel Online. Das einzige, was denen eingefallen ist: Unglücksfälle noch vor dem offiziellen Notruf erkennen. Das mag ja sicher möglich und vielleicht auch nützlich sein. Aber wollen wir dafür wirklich eine solche Überwachungsinfrastruktur?

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Ab wann ist ein Mensch ein Mensch?

Die ganze Diskussion um PID wird ja momentan sehr heftig und auch sehr emotional geführt. Bei solch emotionalen Diskussionen besteht natürlich immer die Gefahr, dass die Fakten in den Hintergrund treten und die Diskussion sich immer weiter vom Thema entfernt. Dies liegt in der Natur der Sache.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch interessierte Kreise, die diesen Umstand ausnutzen und sogar noch gezielt Nebelkerzen zünden. Ein Prachtexemplar dieser Gattung ist die Warnung vor Designer-Babys.

Eigentlich ist diese heraufbeschworene Gefahr gleich auf mehreren Ebenen absurd: Abgesehen davon, dass sie durch eine sehr idealisierte, schon naive Vorstellung von Humangenetik geprägt ist1, geht es bei dem Gesetzesvorhaben ja nicht um eine bedingungslose Freigabe, sondern und eine präzisere Regelung als aktuell. Wenn man gesetzlich regeln kann, dass die PID verboten ist, dann kann man auch regeln, dass sie unter bestimmten Bedingungen erlaubt ist. Missachten kann man das Gesetz in beiden Fällen. Daher ist die Warnung vor einem Dammbruch nicht wirklich nachvollziehbar.

So, wie es momentan geregelt ist (oder besser: nicht geregelt ist), kann es jedenfalls nicht bleiben, da sind sich eigentlich auch alle einig. Die einen wollen sie ganz verbieten, die anderen wollen sie unter bestimmten Bedingungen erlauben oder zu mindest straffrei halten.

Um sich mal eine Vorstellung davon zu verschaffen, um was es hier eigentlich geht: Angenommen, ein Paar hat ein Kind bekommen, das an einer schweren, möglicherweise lebensbedrohlichen Erbkrankheit leidet. Sie wünschen sich ein zweites Kind, zweifeln aber aufgrund der Gefahr, das zweite Kind könnte das selbe Schicksal erleiden. Was für Möglichkeiten gibt es?

Eine genetische Beratung kann zumindest mal das Risiko klären. Aber was macht das Paar jetzt mit der Aussage, zu 50% wird das zweite Kind die selbe Erkrankung haben? Die PID kann hier helfen, indem sichergestellt wird, dass die defekten Chromosomen nicht an das Kind weitergegeben werden. Sie ist nicht dafür vorgesehen, jegliche genetische Disposition vorneweg auszuschließen, das kann sie auch kaum leisten. Aber sie ermöglicht es den betroffenen Paaren, sich für ein weiteres Kind zu entscheiden, wenn sie es auf natürlichem Wege nicht verantworten wollen oder können.

Gewiss ist dies kein leichter Weg, es wird ihn auch niemand leichtfertig einschlagen. Es ist eine langwierige, emotional belastende Prozedur. Aber was ist die Alternative? Sie könnten es auf natürlichem Weg oder per IVF2 versuchen und den Embryo bei Vorliegen der Erkrankung abtreiben. Das ist unter bestimmten Bedingungen straffrei. Aber ist ein Gesetz, das diesen Ausweg nahelegt noch menschlich? Es ist schon klar, dass das kein vom Gesetzgeber gewünschter Ausweg ist, den kann niemand wünschen.

Eine ab und zu vernommene Lösung des Problems ist auch die, einfach auf weitere Kinder zu verzichten oder welche zu adoptieren. Sicher ist das für den einen oder anderen eine Möglichkeit. Aber die darf man doch niemandem aufoktroyieren! Was viele bei dieser Diskussion vergessen: Gesundheit ist ein Menschenrecht. Und zur Gesundheit gehört auch die Möglichkeit, Nachkommen zu zeugen, wir existieren letztendlich, um uns zu vermehren! Dieses Recht jemandem einfach so abzusprechen ist nicht legitim.

Was sind die Beweggründe der PID-Gegner? Leben zu schützen? Ok, kein Zweifel, die PID erfordert mehr befruchtete Eizellen zur Auswahl, als dies bei normaler IVF der Fall wäre. Aber man muss sich auch mal klarmachen, um was es sich dabei handelt: Um eine PID durchführen zu können, braucht man eine Blastozyste3. In dem Stadium hat sich der Zellhaufen gerade so weit differenziert, dass man die Zellen, die später den Embryo bilden werden, von den Zellen unterscheiden kann, die später die Plazenta und die Eihäute bilden werden. Und von letzterem entnimmt man dann Zellmaterial, um es zu untersuchen.

Aber ist das zu dem Zeitpunkt ein Mensch? Nur, weil die Zellen das genetische Potential besitzen, einen Menschen zu entwickeln4? Menschen sind doch viel mehr als ein paar Zellen! Ich kann und will nicht entscheiden, ab wann ein Mensch ein Mensch ist. Aber es geht hier letztendlich um eine Abwägung von Interessen. Was ist denn schützenswerter? Zellen in einer Petrischale? ein Embryo im Mutterleib? das Recht, Nachkommen zeugen zu können?

Das Embryonenschutzgesetz jedenfalls stellt den Schutz der befruchteten Zelle über alles, sogar über den des Embryos im Mutterleib. Diese Situation ist in der Tat absurd!

  1. Die meisten Eigenschaften werden von einer Unzahl von Genen gesteuert. Wir werden auch in naher Zukunft kaum in der Lage sein, Vorhersagen über das Aussehen oder gar Intelligenz oder soziale Kompetenz aufgrund von Genen machen zu können.
  2. In viro fertilisation, also künstliche Befruchtung
  3. ja, prinzipiell kann man auch in einem früheren Stadium diagnostizieren
  4. Die Natur geht übrigens auch sehr verschwenderisch mit genetischem Material um. Mal abgesehen davon, dass eine so intensive Brutpflege wie beim Menschen eher die Ausnahme ist (viele Tiere produzieren einfach haufenweise Nachkommen, inder Hoffnung, das ein paar überleben). Man geht davon aus, dass über die Hälfte der befruchteten Eizellen sich nicht im Uterus implantieren und einfach abgehen. Einfach so. Müsste man die jetzt eigentlich auffangen und retten?
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“Nothing … is genuinely new”

Mir ist ein sehr schönes Video über den Weg gelaufen, welches anhand des Amen Break demonstriert, wie wichtig Public Domain für unsere Kultur ist. Oder umgekehrt, wie schädlich restriktives Copyright wäre. Letztlich stehen wir alle auf den Schultern von Riesen. Wer des Englischen mächtig ist: Unbedingt anschauen!

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wir müssen sparen…

…denn die Banken, die ja ach so systemrelevant sind, haben mal eben lasche 4 · 109 Euro verschlungen. Was liegt da näher, als sich das Geld von den nachfolgenden Generationen zurückzuholen? Klar, soviel werden wir nicht mehr aufbringen können. Die Partei der weniger gebildeten und die selbsternannte Bildungspartei schmieden schon fleißig Pläne. Aber was ich heute lesen musste, das hat mich wirklich umgehauen. Vor dem Lesen am besten schonmal Dimenhydrinat bereithalten: ohne Worte.

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kein Vollgeldsystem

Die Absurdität in unserem System ist eigentlich so offensichtlich: Die Banken sind dazu in der Lage, Geld quasi zu drucken. Das nennt sich dann girale Geldschöpfung. Das basiert im Prinzip darauf, dass sie Geld in einem gewissen Umfang mehrfach verleihen dürfen. Absurd wird das ganze dadurch, dass sie dieses Geld dann unter anderem dem Staat leihen und dafür Zinsen bekommen. Aber wer zahlt die Zinsen? Und vor allem, wofür? Das ist ja im Grunde gar keine Leistung, die dort erbracht wurde. Es führt jedoch dazu, dass die einen immer mehr Geld und die anderen immer mehr Schulden anhäufen.

Bakterien sind übrigens genauso blöd wie wir: Sie wachsen so schnell es geht und wundern sich dann, wenn ihnen die Nahrung ausgeht. Und selbst unser Neocortex, auf den wir ja ach so stolz sind, vesetzt uns nicht in die Lage, es besser zu machen.

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nichts neues

Peter Serafinowicz schreibt eigentlich nichts wirklich neues. Jedem denkenden Menschen sollte ja klar sein, dass es absolut widersinnig ist, den zahlenden Kunden das Leben schwer zu machen. Ich ärgere mich zum Beispiel jedes mal darüber, dass ich mir diese beschränkte Anti-Download-Werbung auf DVDs antun soll, obwohl ich doch gerade Geld dafür ausgegeben habe, sonst würde ich diese Werbung ja gar nicht sehen!

Auch wenn es wie gesagt nichts neues ist, klingt es doch nochmal eine Spur anders, wenn man es aus der Feder eines Kreativen liest.

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jetzt ist es offiziell

Das, was wohl jedem denkenden Menschen mal aufgefallen ist, ist jetzt offiziell: Die Behauptungen der Rechteverwerter (Musikindustrie etc.) über den durch illegale Kopien verursachten Schäden entbehren jeder Grundlage. Der US-Rechnungshof hat sich die einschlägigen Studien mal etwas genauer angeschaut und hinterfragt. Sehr lesenswert, auch wenn die zugrundeliegende Tatsache nicht überrascht.

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Intelligenz vs. Fleiß

Heute hat mich eine Kommilitonin mit der Nase darauf gestoßen, was das Medizinstudium so mühsam macht. Belohnt wird nur der Fleiß, aber kaum so etwas wie Auffassungsgabe. Es geht darum, einfach einen enormen Berg von Fakten auswendig zu lernen.

In der Schule habe ich mir viel Lernarbeit dadurch erspart, dass ich in der Regel auf Anhieb das Prinzip verstanden habe. Wenn ich etwas logisch finde, dann brauche ich es mir nicht mehr explizit zu merken, ich kann es jederzeit wieder herleiten. Ich habe mir auch selten die Mühe gemacht, zum Beispiel irgendwelche Formeln auswendig zu lernen. Wenn man versteht, dass bestimmte Größen etwa einen linearen oder exponentiellen Zusammenhang haben, dann kann man die Formel im Grunde schon hinschreiben. So wurde mein Fleiß nicht allzusehr gefordert, vielleicht bis auf das Lernen von ein paar Vokabeln.

Leider funktioniert das im Medizinstudium nicht. Diejenigen, die fleißig sind und sich bergeweise Fakten merken und diese wiedergeben können, haben sehr gute Karten. Dabei kommt es nicht darauf an, ob sie die Zusammenhänge verstehen oder nicht. Fleiß und Auffassungsgabe zusammen funktioniert natürlich auch sehr gut, aber Auffassungsgabe ohne Fleiß ist ganz schlecht! Es werden in den Prüfungen nämlich vorwiegend Fakten abgefragt. Schlaue Menschen sind aber nunmal eher faul — das hat etwas mit Energieeffizienz zu tun 1.

Das ist eigentlich sehr schade, denn die Medizin ist ein sehr integratives Fach. Es geht darum, den Zusammenhang von Struktur und Funktion zu verstehen. Es geht sowohl um Funktionen auf molekularer und zellulärer Ebene als auch um das komplexe Zusammenspiel der verschiedenen Organsysteme. Und natürlich auch darum, wie sich die makroskopischen Funktion aus den mikroskopischen Ergeben. Dort gibt es so viel, was man im wahrsten Sinne des Wortes studieren könnte, aber dafür reicht die Zeit bei weitem nicht aus. Erst recht nicht, wenn man noch bergeweise Fakten für das nächste Testat auswendig lernen muss…

Update: Natürlich wusste ich vorher, dass ich viel auswendig würde lernen müssen. Ich habe allerdings die Hoffnung gehabt, dass sich darüber hinaus Nachdenken und Verstehen mehr auszahlt.

  1. Der Umkehrschluss ist natürlich nicht gültig. Es ist aber eine Erklärung dafür, warum wir so ein großes Gehirn haben.
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letzter Uni-Tag

Weihnachtsferien, endlich!

Ich habe hier ja schon länger nichts mehr geschrieben, aber dafür gibt es einen einfachen Grund: Ich habe angefangen, Medizin zu studieren. Heute war letzter Uni-Tag in diesem Jahr und das gibt mir die Gelegenheit, mal eine kleine Bilanz der ersten Eindrücke aufzustellen.

Ich habe ja viele Gerüchte von vielen Leuten gehört, bevor ich angefangen habe. Es hieß, man habe Unmengen an Stoff auswendig zu lernen, vieles sei nicht zu verstehen sondern nur zu pauken, man müsse so viel lernen, dass man keine Freizeit mehr habe, Vorklinik sei sowieso nur eine Qual und nicht interessant, aber da müsse man halt durch.

Um es vorweg zu nehmen: Das meiste stimmt nicht, zumindest nicht in meinen Augen. Das Einzige, was wirklich lernintensiv ist, das ist die makroskopische Anatomie, die hat es wirklich in sich. Alles andere stellt nicht wirklich ein Problem dar. Die Mär, man müsse unbedingt Bio bis zum Abi belegen, am besten als LK, habe ich schon vorher nicht geglaubt und mir das Fach in der Schule gespart. Kommilitonen haben mir nach der Klausur auch schon versichert, ihnen hätte die Schul-Biologie nicht viel genützt. Ich fand’s eigentlich recht machbar, die Stoffmenge hält sich da durchaus in Grenzen. In Chemie bewegen wir uns immer noch im Rahmen des GKs, den ich glücklicherweise belegt habe, so reicht mir auch da die Vorlesung vollkommen aus. Histologie ist eher ein Fach zum Verstehen und Erleben; natürlich braucht man eine solide Grundlage, die man halt lernen muss, aber es ist einfach auch eine Frage der Übung: Je öfter man mikroskopiert, desto mehr erkennt man (und erkennt es auch wieder).

Das einzige Fach, was wirklich Lernaufwand erzeugt, ist wie gesagt Makro. Jetzt ist erstmal der Bewegungsapparat dran. Die Knochen sind ja noch harmlos, es sind nur gut 200. Dass unser Skelett symmetrisch ist, vereinfacht die Sache durchaus enorm. Arbeit machen die Muskeln mit Ursprung, Ansatz, Funktion, Innervation. Wenn man Wikipedia glaubt, dann besitzt “jeder gesunde Mensch […] 656 Muskeln”. Diese fast apodiktische Aussage ist natürlich nicht haltbar (es gibt Muskeln, die nicht regelmäßig bei jedem Menschen vorkommen; außerdem ist die Anzahl auch abhängig von der Frage, ob bestimmte Fasern als eigenständiger Muskel aufgefasst werden oder nicht), aber es kommt ja auch nur auf die Größenordnung an. Wenn man sich die Mühe machen möchte, dann kann man die Funktion (die bei weitem nicht immer so eindeutig und klar ersichtlich ist) durchaus erarbeiten und verstehen. Aber den Rest muss man halt einfach lernen. Dazu kommt dann natürlich noch Systematik und Topografie der Leitungsbahnen (im Wesentlichen Nerven und Arterien).

Was die Freizeit anbelangt, so habe ich mir die Abende mit meiner Freundin nicht nehmen lassen und auch der eine oder andere Kino-Besuch war drin. Dafür brauche ich aber jetzt auch die paar freien Tage, um mir den ganzen Stoff mal vernünftig (möglichst nachhaltig) draufzuschaffen.

Mein Fazit: Es ist viel Arbeit, aber es macht auch viel Spaß. Ich habe viele neue Leute kennengelernt, die genauso verrückt sind wie ich, und ich habe durchaus schon spannende Erfahrungen gemacht. Anatomisches Wissen macht zwar laut unserem Professor einsam (man wird in der Bahn etwas seltsam angeschaut, wenn man sich über den Musculus sternocleidomastoideus unterhält) aber trotzdem gibt es ein gutes Gefühl!

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